Die vorgehängte hinterlüftete Fassade

Eine Vorhangfassade wird auf einer Unterkonstruktion als hinterlüftete Fassade montiert, d.h. hinter der wetterfesten Fassade atmet die Wand weiter. Diffundierende Wohn- oder Baufeuchte wird durch den Luftstrom hinter der vorgehängten Fassade abtransportiert - hierdurch trocknet auch bereits durchfeuchtetes Mauerwerk problemlos wieder aus.

Bei einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade sind die Funktionen klar getrennt in Wetterschutz, Hinterlüftung, Wärmedämmung und tragender Wand. An tausenden von Häusern, mit hunderttausenden von Quadratmetern haben sich hinterlüftete Fassaden bestens bewährt. Sie bieten deshalb ein Höchstmaß an Sicherheit und Wirtschaftlichkeit bei geringem Erhaltungsaufwand.

Vorteile auf einem Blick:

  • klare Trennung zwischen Wetterschutz und Bausubstanz
  • Feuchtigkeit wird kontinuierlich abtransportiert
  • Schimmelpilzbildung wird dadurch dauerhaft unterbunden
  • ideal für energiesparende Dämmmaßnahmen
  • Tauwasserpunkt wird nach außen verlagert
  • Montage ohne Spezialwerkzeug möglich
  • angenehmes Wohnklima im Winter und Sommer
  • Wetterdicht - Rissüberbrückend - Schallisolierend
Aufbau einer vorgehängten Fassade

Die Fassadenverkleidung ist die Gebäudehülle und schützt die Isolierung und das Mauerwerk vor äußeren Witterungsverhältnissen wie Kälte, Wind, Regen und Sonne. Hierbei steht ein breites Spektrum an unterschiedlichsten Materialien wie Holz, Kunststoff, Faserzement oder andere Verbundwerkstoffe zur Auswahl. Zudem zeichnen sich eine Vielzahl dieser Materialien durch Vorteile wie Wartungsfreiheit, Langlebigkeit und Witterungsbeständigkeit aus.

Die Hinterlüftung ist der wesentliche Bestandteil einer gut funktionierenden vorgehängten Fassade. Als Hinterlüftung wird der Luftraum zwischen der Fassadenverkleidung und der tragenden Wand oder der Fassadenverkleidung und der Wärmedämmung verstanden. Dabei muss die Luft ungehindert von unten nach oben zirkulieren können. Feuchtigkeit wird somit dauerhaft abtransportiert.

Die Fassadendämmung besteht üblicherweise aus mineralischen Dämmstoffen. Durch die Hinterlüftung erfolgt eine klare Trennung zwischen der Fassade  und der Wärmedämmung. Durch die Hinterlüftung bleibt die Wärmedämmung trocken und dauerhaft funktionsfähig.

Die Unterkonstruktion ist das direkte Bindeglied zur tragenden Wand. Überwiegend besteht die Unterkonstruktion aus Holz (Dachlatten) können aber je nach Systemanforderung auch aus Metall sein. Der Aufbau der Unterkonstruktion wird vom jeweiligen Produkt - bzw. ob eine zusätzliche Isolierung verwendet werden soll -  bestimmt.

vorgehängte hinterlüftete Fassade
Darstellung der vorgehängten hinterlüfteten Fassade.
vorgehängte hinterlüftete Fassade - die optimale Lösung!

Die vorgehängte hinterlüftete Fassade wird in der Fachwelt als bauphysikalisch bestes Fassadensystem angesehen. Warum das so ist, möchten wir Ihnen im Folgenden näher erläutern. Zudem wurden vorgehängte und hinterlüftete Fassaden speziell für energiesparende Wärmedämmmaßnahmen an Wohnhäusern entwickelt. Dabei wurden die neuesten bauphysikalischen Erkenntnisse bei der Konstruktion der Fassadenprofile, des Zubehörs und der Anwendungstechnik berücksichtigt.

Der folgende Beratungsleitfaden richtet sich insbesondere an diejenigen die sich vielleicht jetzt oder erst später mit der Sanierung und Renovierung Ihrer Energiesparfassade beschäftigen.

Wärme-, Kälte-, Schall- und Bautenschutz

Wie angenehm oder behaglich wir es in einem Raum empfinden ist nicht nur auf die Temperatur der Umgebungsluft, sondern auch auf die Strahlungstemperatur der Umgebungsflächen zurückzuführen. Deshalb sagt die Temperatur auf dem Thermometer noch nichts über die Behaglichkeit aus.

Der Mensch fühlt sich am wohlsten wenn die Lufttemperatur plus die Temperatur der Umgebungsflächen seiner Körpertemperatur von ca. 37°C entsprechen.

Beispiel 1: Die Umgebungsflächen haben 17°Celsius. Dann muss die Raumluft auf 20° erwärmt werden, um Behaglichkeit zu erzeugen und zu empfinden.

Beispiel 2: Im Sommer ist die Sache natürlich genau umgekehrt. Wenn die Temperatur der Wände durch Sonneneinwirkung auf 20° steigt, müsste eigentlich die Lufttemperatur auf 17° heruntergekühlt werden, um die gleiche Behaglichkeit zu empfinden.

Eine Vorgehängte und hinterlüftete Fassade hat in Kombination mit einer zusätzlichen und individuell angepassten mineralischen Fassadendämmung einen überaus positiven Einfluss auf das Behaglichkeitsempfinden im inneren des Wohnbereiches. In den warmen Monaten heizt sich die Außenfassade auf und schützt durch die Hinterlüftung das eigentliche Mauerwerk. Zusätzlich schützt eine mineralische Isolierung die Innenräume vor der Wärmestrahlung von außen. In den Wintermonaten ist es genau umgekehrt, da bietet die Dämmung den größtmöglichen Wärmespeicher für den Baukörper.

Die Verbindung von vorgehängten und hinterlüfteten Fassaden mit mineralischen Dämmstoffen verbessern den Schallschutzmantel des Hauses ganz wesentlich. Sie sind ein wirksamer Schutz gegen Lärm von außen nach innen als auch von innen nach außen. 

Bauphysikalische Grundlagen

Das folgende Kapitel informiert Sie über die wichtigsten bauphysikalischen Gesetzmäßigkeiten und Ihren Auswirkungen. In der Wissenschaft wird dieses Betätigungsfeld auch Bauphysik genannt. Die Geschehnisse, die in den Außenwänden von Häusern stattfinden, können in äußere und innere Einflüsse unterteilt werden.

Die Äußeren sind wetterbedingt - Kälte, Wind, Regen, Sonne – und hinreichend bekannt. Die Inneren sind – Feuchtigkeit, Luftüberdruck – und wurden in der Vergangenheit weniger beachtet. Das war bei natürlichen Bauweisen mit natürlichen Baustoffen auch nicht notwendig. Wer hingegen bei den modernen Baumethoden und Baustoffen diese bauphysikalischen Zusammenhänge nicht beachtet und die falschen Maßnahmen ergreift, der kann sich für die Zukunft erhebliche Bauschäden einhandeln.

Die Raumfeuchtigkeit

 

Die Raumfeuchtigkeit entsteht durch kochen, backen, waschen, duschen, Wäsche trocknen usw., und nicht zuletzt durch eigene Körperausdünstungen. So wird die Luft in den Wohnräumen ständig mit Feuchtigkeit angereichert. Wie viel Feuchtigkeit der menschliche Körper ausdünstet, kann man leicht dann feststellen, wenn z.B. die Scheiben im Winter in einem geschlossenen unbeheizten Auto innerhalb kürzester Zeit beschlagen. Wenn diese Feuchtigkeit nicht aus den Räumen heraus könnte, würden Sie sich in Ihrer Wohnung bald wie in einem Gummi- oder Plastiksack fühlen. Es entstünde ein Feuchtraumklima.

Der Luftüberdruck

Durch heizen entsteht in den Innenräumen ein höherer Luftdruck, weil Luft, wie die meisten anderen Stoffe auch, sich bei Erwärmung ausdehnt. Der Druckunterschied gegenüber der Außenluft ist zwar nicht groß, aber es ist dauerhaft vorhanden während der gesamten Heizperiode. Der höhere Innendruck wird sogar in geschlossenen Räumen allein durch Sonneneinwirkung erzeugt. Als Beispiel wieder mal das Auto. Wenn das eine Weile in der Sonne gestanden hat, ist der Temperaturunterschied deutlich feststellbar. Nur in klimatisierten Räumen kann sich der Druckunterschied genau umkehren, wen die Raumtemperatur unter die Außentemperatur gekühlt wird. Zum Beweis ein Beispiel: Öffnen Sie einen Moment den Gefrierschrank, schließen ihn wieder und öffnen ihn nach ein paar Sekunden erneut. Wen er gut abgedichtet ist, werden Sie den Druckunterschied deutlich merken. Daraus müssen wir uns eine Lehre merken: „Das Druckgefälle geht in nicht gekühlten Räumen immer von innen nach außen„. Das ist wichtig, denn dem Druckgefälle folgt die Dampfdiffusion.

Die Dampfdiffusion

Die Dampfdiffusion ist die Folge von Raumfeuchtigkeit und Luftüberdruck. Der höhere Druck treibt die feuchte Luft (Wasserdampf) zwar meist durch die Fenster und Türritzen, er treibt sie aber auch durch die Wände. Das heißt, sie diffundiert durch die porösen Baustoffe. Das geschieht immer parallel zum Druckgefälle, also meist von innen nach außen.

Unsere Väter haben die Vorgänge gar nicht beachtet. Das brauchten sie auch nicht, weil natürliche Baustoffe stets porös sind und die traditionellen Bauweisen ein günstiges Temperaturgefälle hatten. Zumahl waren die Fenster und Türen nicht so dicht ausgeführt, wie es heute der Fall ist. Somit war immer eine leichte Lüftung vorhanden. Heute sind wir im Zuge der Energie-Spar-Maßnahmen deutlich dichter "eingepackt" und müssen uns daher darüber Gedanken machen, wie wir die Feuchtigkeit aus den Räumen bekommen. Nicht so bei einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade.

Das Temperaturgefälle

Der Temperaturausgleich zwischen der Innentemperatur und der Außentemperatur findet in der Wand statt. Dabei entsteht zum Teil ein erhebliches Temperaturgefälle. Wenn man davon ausgeht, dass in Innenräumen meist eine Temperatur von +20° herrscht und z.B. die Außentemperatur auf -20° absinkt, dann müssen also die 40° Unterschied (Temperaturgefälle) irgendwo in der Wand zu finden sein. In diesem Falle würde beispielsweise bei einer Wand mit gleichmäßigen Dämmwerten der Nullpunkt etwa mitten in der Wand liegen. Durch einseitige Anbringung von Dämmstoffen wird der Verlauf des Temperaturgefälles erheblich beeinflusst. Das größte Gefälle ist immer im Dämmstoff. Wird der Dämmstoff also innen angebracht, so wird damit das Temperaturgefälle nach innen verlagert und umgekehrt. Diese Regel ist ganz wichtig, denn dem Temperaturgefälle folgt die Tauzone.

Die Tauzone

Tauzone oft auch als Taupunkt bezeichnet, ist der Bereich innerhalb der Außenwände, in dem die Diffusionsdämpfe zu Wasser kondensieren, weil sie zu stark abkühlen. Wir kennen alle den Effekt an Kaltwasserleitungen und Einfachverglasungen. Sie liegt in einem Temperaturbereich von mehreren Grad über Null. In diesem Bereich hört die Dampfdiffusion auf, das Wasser schlägt sich nieder. Die Tauzone entsteht nur in der kalten Jahreszeit, wenn die Temperaturen in den Nullbereich oder darunter sinken. Je tiefer die Außentemperatur, desto weiter verlagert sich die Tauzone nach innen in die Wände hinein. Bei normalen diffusionsfähigen Wänden aus natürlichen Baustoffen mit gleichmäßigen Dämmwerten, egal ob dick oder dünn, ist das nicht schädlich. Die Trockenzeiten im Sommer reichen aus, um im Winter steigende Mauerfeuchtigkeit wieder abzuführen. Ideal sind deshalb meterdicke Wände aus natürlichen Baustoffen. Diese haben eine ausreichende Wärmedämmung und die unterschiedliche Mauerfeuchtigkeit wirkt obendrein klimatisierend. Wenn es kalt wird, sind sie vom Sommer noch schön trocken und haben eine entsprechend bessere Dämmwirkung. Wenn es warm wird, sind sie noch winterfeucht. Die dann einsetzende Verdunstung erzeugt bekanntlich Kälte. Welche wunderbare Bauweise. Aber wir sprechen hier nun einmal über Häuser die keine meterdicken Wände haben und nicht weggeworfen werden sollen. Da muss man bei zusätzlichen Dämmmaßnahmen aufpassen, was mit dem Taupunkt und der Dampfdiffusion passiert.

 

 

Fassadenverkleidung ohne Hinterlüftung

Diese Systeme werden von vielen Hausbesitzern bevorzugt, weil die abschließende Schicht meist Putz ist, und ist nun einmal traditionsgemäß der beliebteste Fassadenbaustoff für Außenwände. Meist werden sie mit chemischen Bindemitteln befestigt, d.h. geklebt. Dafür muss der Untergrund sorgfältig untersucht und eventuell vorbehandelt werden. Mürbe Putze, alte Anstriche, Fugenmörtel und Verschmutzungen (besonders fettige) müssen entfernt, Putzfehlstellen oder Risse beigearbeitet werden. Die Zwei kollidierenden Regeln, dampfdurchlässig und wetterdicht müssen gleichzeitig gelöst werden. Das heißt, dass die Außenschicht funktionieren muss wie ein wasserdichtes Sieb. Es ist fraglich, ob das technisch einwandfrei herzustellen ist. 

Fassadenverkleidung mit Hinterlüftung

Vorgehängte hinterlüftete Fassaden werden in der Regel von den Fachleuten als technisch vorteilhafteste Lösung für Wärmedämmmaßnahmen angesehen. Deshalb werden bei Großbauten überwiegend vorgehängte hinterlüftete Fassaden eingesetzt. Sie sind nicht immer die günstigsten unter den angebotenen Maßnahmen, denn sie bereiten den höchsten technischen Aufwand. Sie bieten jedoch auch den höchsten Wirkungsgrad und die größte Sicherheit durch die freie Wahl der Dämmstärke und die klare Funktionstrennung in Wetterschutz, Hinterlüftung, Wärmedämmung und tragende Wand. Daher wird das Fassadensystem der vorgehängten hinterlüfteten Fassade auch zunehmend in Privatbauten eingesetzt. Die Vorteile überzeugen! Durch die Hinterlüftung zwischen Dämmschicht und Wetterhaut wird von innen oder außen eingedrungene Feuchtigkeit abgeführt und richtet keinen Schaden z.B. in Form von Schimmel an. Das tragende Mauerwerk ist deshalb immer trocken, wodurch sich der Wärmedämmwert erhöht. 

Wichtig ist natürlich, dass die Hinterlüftung einwandfrei funktioniert. Dafür muss die Luft von unten nach oben ungehindert zirkulieren können. Hier kann der Bauherr jedoch alle Funktionen selbst kontrollieren. Denn ob die Luft unten hinein kann, hinten ungehindert passieren kann und oben wieder heraus kann, ist auch für den Laien bei der vorgehängten hinterlüfteten Fassade festzustellen.